1080–1684: Die Ertholmene in früher Zeit

Die Meerenge zwischen Christiansø und Frederiksø dient wohl schon seit über 1000 Jahren als Hafen. Bevor die Festung errichtet wurde, boten die Inseln immer wieder Unterschlupf für Seeräuber.

Seit Urzeiten ist die kleine Inselgruppe der Ertholmene von Bedeutung, denn die Meerenge zwischen Christiansø und Frederiksø ist ein natürlicher Hafen, der dank einer Einfahrt im Süden und einer im Norden immer angelaufen werden kann – egal wie der Wind steht.

Die Meerenge zwischen Christiansø und Frederiksø dient wohl schon seit über 1000 Jahren als Hafen. Bevor die Festung errichtet wurde, boten die Inseln immer wieder Unterschlupf für Seeräuber und Fischer.

Im Mittelalter waren die Ertholmene („Erbseninseln“) ein öder, rauer Ort, der gern von wendischen Seeräubern genutzt wurde, die die dänischen Ostseegewässer unsicher machten. König Knut IV. der Heilige schickte um das Jahr 1080 seinen Jarl (Graf), den Wikinger Egil Ragnarsøn, mit einer Wachmannschaft auf die Ertholmene, um die Seeräuber zu vertreiben. Ragnarsøn, genannt Blut-Egil, konnte jedoch der Versuchung nicht wiederstehen, auf den Inseln selbst ein Schiff zu plündern und dessen Mannschaft bei lebendigem Leib zu verbrennen.

Im 14. Jahrhundert nutzten Freibeuter aus den deutschen Hansestädten die Ertholmene als Versteck, und Königin Margrethe I. plante deshalb die Errichtung einer Burg auf den Inseln, um das Seeräuberunwesen in Schach zu halten.

In Zeiten des Friedens wurde der natürliche Hafen der Inseln von Fischern aus Bornholm und Schweden genutzt, die sich im Sommerhalbjahr auf den Inseln aufhielten.


Blut-Egil

Ende des 11. Jahrhunderts waren die Ertholmene von Seeräubern bewohnt. Die nutzten den natürlichen Hafen der Inseln als Ausgangsbasis für Raubzüge nach Bornholm. Aus diesem Grund entsandte König Knut IV. der Heilige etwa im Jahr 1080 seinen Grafen, den Jarl Egil Ragnarsøn, nach Bornholm. Ragnarsøn war ein heidnischer Wikinger und trug den Beinamen Blut-Egil.

Die Geschichte der Ertholmenes reicht natürlich weiter zurück als bis 1864, als der Bau der Festung Christiansø begann. Die Inseln werden erstmals in den isländischen Sagas erwähnt.

Blut-Egil ließ sich mit einer Schar Soldaten auf den Ertholmene nieder, um die Seeräuber fern zu halten. Doch die Versuchung war offenbar groß für den gestandenen Wikinger, denn zu dieser Zeit verschwand in der Ostsee ein norwegisches Schiff.

Knut der Heilige beschloss, den Vorfall näher zu untersuchen, und reiste persönlich auf die Inseln. Auf den Ertholmene fielen ihm einige Klippen auf, die rot gefärbt waren – die Folge eines heftig und heiß brennenden Feuers. Der König konfrontierte Blut-Egil damit, der seine Tat gestand. Das norwegische Schiff hatte im Hafen von Christiansø gelegen und war dort von der Ebbe überrascht worden, so dass es nicht abfahren konnte. Genau in diesem Moment hatte Blut-Egil zugeschlagen und das Schiff mit allen Insassen an Bord verbrannt – dort, wo jetzt die Felsen rot waren. Für seine Untat musste Blut-Egil mit dem Leben büßen.


Fischerei vor der Festungszeit

Im Jahr 1671 heißt es über die Ertholmene:

„Hier haben die Bewohner von Gudhjem ihr bestes Geschäft und ihren besten Fischfang und ihre Fischerhütten, um Fische und Heringe in Salz einzulegen und zu trocknen. Gleich im Frühjahr fahren sie von hier hinaus. Sie nehmen ihr Vieh, ihre Kühe und Schafe, um sich zu ernähren und versorgen. Denn auf diesen Holmen (Inseln) soll es Gras genug geben. So haben sie für sich und ihre Angehörigen genügend Milch und ein Auskommen. Diesen Fischfang, den sie dort machen, fahren sie nach Kopenhagen und andere Orte in der Nähe, wo sie sich wiederum Salz, Mehl, Korn und andere nützliche Dinge beschaffen.“

Vor dem Bau der Festung Christiansø ließen sich im Sommerhalbjahr Fischer auf den Ertholmene nieder. Der Fischfang war hier draußen besonders ergiebig, was Fischer von nah und fern anzog. Im Jahr 1608 wurden 55 Bootsgemeinschaften mit über 100 Fischern aus Bornholm, Ystad, Møn und Stralsund in Norddeutschland verzeichnet.

„Ein gutes Beispiel üben sie dort nach altem Brauch: Wenn der Fischfang auf der Insel gut läuft, entzünden sie abends und nachts Feuer als Signal dafür, dass sie mit Erfolg ihre Netze ausgeworfen haben. Sie geben damit ihren Stallbrüdern das Zeichen, dass sie kommen und ihnen beim Fischfang helfen sollen, um auch vom Fischen zu leben. Daraufhin machen sich die Nachbarn an Land bereit und fahren mit Brot, Bier und anderem Essen zu ihnen hinaus, um ihnen beizustehen und mit ihnen gemeinsamen Gottes Segnungen zu genießen.“