1709–1720: Großer Nordischer Krieg

Während des Großen Nordischen Kriegs diente Christiansø ab 1709 als Stützpunkt für Freibeuter – eine Art staatlich beauftragte Seeräuber – und für die Flotte des dänisch-norwegischen Seehelden Tordenskiold.

Wegen ihrer besonderen geografischen Lage spielte die Festung Christiansø in zwei entscheidenden Konflikten der europäischen Geschichte eine Rolle. Der erste war der Große Nordische Krieg (1700–1721), an dem Dänemark von 1709 bis 1720 teilnahm. Die strategische Lage von Christiansø zwischen Schweden und Schwedisch-Pommern führte dazu, dass die Festung zeitweise als Stützpunkt für die dänische Blockade der Gewässer zwischen der skandinavischen Halbinsel und Schwedens norddeutschen Besitzungen diente. Die Blockade wurde unter anderem von dem Seehelden Peter Wessel Tordenskiold durchgesetzt, der Christiansø als Flottenbasis nutzte. Unter Tordenskiolds Anleitung wurde der Hafen verbessert, unter anderem wurden Vertäuungsringe in den Klippen verankert.

Von Christiansø aus konnten die dänischen Kreuzer den schwedischen Flottenstützpunkt Karlskrona überwachen. Christiansø war gut für solche Aufgaben gut geeignet, weil der Hafen der Festung im Winter nur sehr selten zufror. Kleinere Kriegsschiffe und Kreuzer konnten daher gut auf Christiansø überwintern.

Die Festung diente auch als Stützpunkt für Kaperfahrten. Eines Nachts wurde die Insel jedoch selbst von schwedischen Freibeutern angegriffen, die einige Schiffe im Hafen der Festung in Brand steckten, bevor sie getötet wurden.


Schwedische Freibeuter im Großen Nordischen Krieg

Im Großen Nordischen Krieg von 1700 bis 1721 kämpfte Dänemark immer wieder gegen den Erzfeind Schweden. Wenn früher Staaten Seekriege gegeneinander führten, war es üblich, sogenannte Freibeuter oder Kaperfahrer zu beauftragen. Die Freibeuter waren zivile Seefahrer, die ihre Schiffe mit Waffen und Kanonen ausrüsten durften, um auf Kaperfahrt gegen die Handelsschiffe des Feindes zu gehen – mit anderen Worten: staatlich unterstützte Seeräuber.

Im Jahr 1718 wurde Christiansø eines Nachts von 24 schwedischen Freibeutern heimgesucht. Sie gingen auf den Klippen an Land. Dann gelang es ihnen, sich zum Festungshafen zu schleichen und dort vier Schiffe in Brand zu stecken. Die Besatzung von Christiansø war schnell zusammengetrommelt, und die Freibeuter wurden gejagt und im Kampf besiegt. Nur der Steuermann der Schweden überlebte, weil er sich zwischen den Klippen versteckt hatte. In dem schwedischen Kaperschiff fanden die Festungssoldaten viele kostbare Gold- und Silbergegenstände.

Christiansøs Verluste beliefen sich auf einen toten und zwei verletzte Soldaten. Der eine war von einem Säbelhieb quer über den Mund getroffen worden; der Schnitt reichte von Ohr zu Ohr. Er wurde recht gut zusammengeflickt, doch hatte er für den Rest seines Lebens Probleme beim Sprechen, denn seine Kinnlade war verletzt worden.

Diebesschäre (Tyveskær) 

An der Stelle, wo die Freibeuter an Land gegangen waren, sieht man eine Felsklippe, die zum Gedenken an die dramatische Nacht den Namen „Diebesschäre“ (Tyveskær) trägt.