Im Jahr 1814 verlor das mit Napoleon verbündete Dänemark den Krieg, musste Norwegen an Schweden abtreten und schrumpfte zu einem Kleinstaat zusammen. Andererseits begann jetzt eine kulturelle Blütezeit, die als das „Goldene Zeitalter“ Dänemarks in die Geschichte eingegangen ist.
Die dänische Monarchie hielt sich weiterhin fest an der Macht. Im Jahr 1826 wurde der lebenslänglich Inhaftierte Dr. Jacob Jacobsen Dampe nach Christiansø verbannt. Er war verurteilt worden, weil er versucht hatte, den dänischen König gewaltsam zu stürzen – der deshalb mit aller Härte gegen den revolutionären Fantasten vorging. Fünfzehn lange Jahre saß Dampe in seinem einsamen Gefängnis auf Christiansø ein. Wegen dieser langen Gefangenschaft erlangte einen gewissen Märtyrerstatus. Wäre Dampe milder bestraft worden, wäre er heute kaum mehr bekannt. In den 15 Jahren, die er auf Christiansø einsaß, versuchte er mehrmals vergeblich zu fliehen. Doch entwickelte er ein gutes Verhältnis zu einigen Bewohnern der Festung.
1831 wurde Frederiksø zur Quarantänestation, weil in Russland die asiatische Cholera grassierte. Der Cholera-Friedhof von damals liegt heute als ungenutztes Feld am Festungsweg 50 Meter nördlich des Gefängnisses.
Die Brücke zwischen den beiden Inseln wurde abgerissen, und Frederiksø wurde zum Sperrbezirk für alle außer den Schiffen, die vor der Weiterreise durch dänische Gewässer desinfiziert werden mussten.
Der Festungsbau auf den Inseln wurde während der ganzen Zeit fortgesetzt, jedoch nie ganz vollendet. Der Bau wurde vom technischen Fortschritt überholt. Die massiven Natursteinmauern, die ohne Mörtel errichtet worden waren, konnten den modernen Dampfschiffen mit ihrer schweren Artillerie, wie sie in den drei Jahren der Schleswig-Holsteinischen Erhebung von 1848 bis 1850 zum Einsatz kamen, nicht standhalten.
Damals fiel auch die absolute Herrschaft der dänischen Monarchie. Die neue, vom Volk gewählte Regierung war der Ansicht, dass ein Umbau der Festung zu viel Geld kosten würde, vor allem angesichts des geringen militärischen Nutzens, den der kleine Inselhafen darstellte. Im Jahr 1855 wurde die Festung Christiansø stillgelegt. Die Soldaten erhielten jedoch die Erlaubnis, sich auf den Inseln als Fischer niederzulassen.
Dr. Dampe: Fantast oder Freiheitskämpfer?
Unter den zahlreichen Gefangenen und Verbannten, die auf Christiansø einsaßen, war Dr. Jacob Jacobsen Dampe der Berühmteste. Dampe schickte sich 1820 an, einen Verein zu gründen, der die Alleinherrschaft des dänischen Königs mit Gewalt zu Fall bringen sollte. Auf der Gründungsversammlung des Vereins wurden Dampe und sein einziger Anhänger, ein Meisterschmied namens Jørgensen, von Polizeiagenten festgenommen.
Die dänische Monarchie war besonders autoritär und ging schon gegen die geringsten Bedrohungen hart vor. Dampe und Jørgensen wurden wegen Hochverrats und Verbrechen gegen den König angeklagt und zum Tod auf dem Schafott verurteilt. Die drakonischen Urteile wurden jedoch kurz darauf in lebenslange Haft umgewandelt. Deshalb wurde für die beiden Häftlinge ein neues „Supergefängnis“ auf Christiansø errichtet. Dampe saß insgesamt 15 Jahre lang auf Christiansø, Jørgensen elf Jahre lang, bis der König ein Erbarmen hatte und die beiden armen Seelen freiließ.
Verschiedene Autoren haben später versucht, aus Dr. Dampe einen Freiheitshelden und Märtyrer zu machen, der für eine freiheitliche Verfassung kämpfte. Das Urteil der Historiker ist jedoch ein anderes: Dampe war wohl eher ein etwas wirrer Mann, der es trotz hoher Intelligenz nicht verstand, sich im politischen Leben seiner Zeit zurechtzufinden. Als gesichert gilt, dass der König überreagierte, als er den in Wirklichkeit recht harmlosen Dampe für derart lange Zeit in den „Kerker“ auf Christiansø werfen ließ. Erst dadurch wurde Dampe zum „Märtyrer für die Angst der Königsherrschaft vor Schreckgespenstern“, wie es in einem Nachruf von 1867 hieß. Hätte Dampe für seinen Aufruhrversuch eine milde Strafe erhalten, würden heute die wenigsten von ihm wissen. Doch wegen des langen Gefängnisaufenthalts auf Christiansø entstand ein Mythos um Dr. Dampe.
Das Christiansø von Johan Curdt
Im Jahr 1822 verfasste der Festungsarzt Johan Curdt eine Beschreibung der 356 Personen, die damals auf den Inseln lebten. Wenn man dem Arzt Glauben schenkt, waren es viele bemitleidenswerte Gestalten und schwer geplagte Existenzen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Festung bevölkerten, darunter eine beträchtliche Zahl von Behinderten und Krüppeln. Hier einige Steckbriefe:
- „Margrethe Valentin, 23 Jahre alt: Kann sprechen und hören, ist aber von Geburt an völlig wahnsinnig.“
- „Morten Nilsen Holms Sohn Morten, 16 Jahre alt: Ist bei normalem Verstand, aber körperlich verunstaltet. Er ist 41 ½ Zoll (1 m und 8 cm) groß, hat einen großen Kopf mit weit auseinanderstehenden, schiefen Augen, hat eine grobe Stimme und steht in mehrerlei Hinsicht weit unter den Tieren.“
- „Peder Nielsen, 19 Jahre alt: Ist von frühester Jugend an wahnsinnig, kann wohl hören, aber nicht sprechen. Er ist menschenscheu und hält sich meist beim Vieh auf, dessen Gesellschaft ihm sehr angenehm erscheint. Die Mutter vermag nicht, ihn sauber zu halten. Urin und Exkremente laufen unwillkürlich aus ihm heraus, weshalb er Frauenkleider trägt. Die Mutter hegt den unerschütterlichen Aberglauben, dass ihr ihr Säugling vor 19 Jahren von den Unterirdischen fortgenommen wurde und dass diese ihr an dessen Stelle den besagten Peter Nielsen hinlegten.“
- „Nils Mogensen, 14 Jahre alt: Ist bei vollem Verstand, wurde jedoch mit zwei weit auseinander stehenden Hüften geboren, die ihn wegen des weit nach vorn hängenden Oberkörpers zu einem wackelnden Gang zwingen. Er ist von kleinem Wuchs, hat keine Kraft und eine schlechte Gesichtsfarbe.“
Margrethe Valentin, Morten Holm, Peder Nielsen und Niels Mogensen wohnten wahrscheinlich in der Straße von Frederiksø, wo die ärmsten Leute der Festung lebten.