1080–1684: Die Ertholmene in früher Zeit

Die Meerenge zwischen Christiansø und Frederiksø dient wohl schon seit über 1000 Jahren als Hafen.Bevor die Festung errichtet wurde, boten die Inseln immer wieder Unterschlupf für Seeräuber.

Im frühen Mittelalter waren die Ertholmene („Erbseninseln“) ein öder, rauer Ort, der gern von wendischen Seeräubern genutzt wurde, die die dänischen Ostseegewässer unsicher machten.

König Knut IV. der Heilige schickte um das Jahr 1080 seinen Jarl (Graf), den Wikinger Egil Ragnarsøn, mit einer Wachmannschaft auf die Ertholmene, um die Seeräuber zu vertreiben. Ragnarsøn, genannt Blut-Egil, konnte jedoch der Versuchung nicht wiederstehen, auf den Inseln selbst ein Schiff zu plündern und dessen Mannschaft bei lebendigem Leib zu verbrennen.

Im 14. Jahrhundert nutzten Freibeuter aus den deutschen Hansestädten die Ertholmene als Zufluchtsort. Königin Margrethe I. (1353–1412) plante deshalb die Errichtung einer Burg auf den Inseln, um das Seeräuberunwesen in Schach zu halten.In Zeiten des Friedens wurde der natürliche Hafen der Inseln von den Bornholmer Fischern genutzt, die sich im Sommerhalbjahr auf den Inseln aufhielten.


1684–1708: Gründung der Festung

Die Bebauung von Christiansø begann zu Zeiten der Dänisch-Schwedischen Kriege.Ein Teil der Arbeiten wurde von Norwegern ausgeführt, die besonders erfahren im harten Kampf gegen die unwirtliche Natur waren.

Im Sommer 1684 erklangen die ersten Hammerschläge auf den Ertholmene. Der Festungsbau hatte begonnen.

Dänemark hatte 1658 die Provinzen Schonen, Halland und Blekinge an Schweden abgeben müssen und benötigte daher einen neuen Hafen für seine Kriegsflotte in der Ostsee. 288 Norweger wurden auf die Felsinsel entsandt, geführt von dem holländischen Festungsbauingenieur Anthony Coucheron. Dieser hatte in Norwegen Erfahrungen mit dem Festungsbau auf felsigem Untergrund gesammelt.

Der große Turm (Store Tårn) und der kleine Turm (Lille Tårn) sowie die vier Hafenbatterien waren unter den ersten Bauwerken, die errichtet wurden.Der Großteil des Granitgesteins für Bastionen und Mauern wurde an Ort und Stelle abgebaut und gebrochen. Ein Teil der Bausteine kam jedoch von Bornholm, unter anderem aus Hammershus.


1709–1720: Großer Nordischer Krieg

Während des Großen Nordischen Kriegs diente Christiansø ab 1709 als Stützpunkt für Freibeuter – eine Art staatlich beauftragte Seeräuber – und für die Flotte des dänisch-norwegischen Seehelden Tordenskiold.

Wegen ihrer besonderen geografischen Lage spielte die Festung auf Christiansø in zwei entscheidenden Konflikten der europäischen Geschichte eine Rolle. Der erste war der Große Nordische Krieg von 1700 bis 1721.

Die strategische Lage von Christiansø zwischen Schweden und Schwedisch-Pommern führte dazu, dass die Festung zeitweise als Stützpunkt für die dänische Blockade der Gewässer zwischen der skandinavischen Halbinsel und Schwedens norddeutschen Besitzungen diente. Die Blockade wurde unter anderem von dem Seehelden Peter Wessel Tordenskiold durchgesetzt, der Christiansø als Flottenbasis nutzte.

Die Festung diente auch als Stützpunkt für Kaperfahrten.Eines Nachts wurde die Insel selbst von schwedischen Freibeutern angegriffen, die einige Schiffe in Brand steckten.


1721–1800: Fischerei, Gefängnis und Verfall

Nach dem Großen Nordischen Krieg herrschte 80 Jahre lang Frieden in Dänemark.In dieser Zeit verfiel die Festung zusehends, Christiansø wurde zum Verbannungsort für Strafgefangene, und die Soldaten der Garnison schlugen sich mit Fischerei durch.

Während der so genannten „langen Friedenszeit“ von 1721 bis 1800 gab es keine besondere Verwendung für eine militärische Festung, weshalb Christiansø im Laufe des Jahrhunderts zu einer Art Einöde wurde.

Andererseits entwickelte sich auf den Inseln erstmals so etwas wie eine Gemeinde. Mit der Zeit wurde die Fischerei zum Haupterwerb, noch vor dem Soldatenberuf. Im 18. Jahrhundert diente die Festung auch als Verbannungsort für unliebsame Elemente.

Ein windiges, felsiges Gefängnis, in das Strafgefangene, Kriminelle, Geisteskranke, Psychopathen und politische Dissidenten gleichermaßen geschickt wurden – entweder „in Ketten“ zur Zwangsarbeit im Granitsteinbruch der Insel oder einfach fort aus den Augen der Welt.Diese Funktion erfüllte Christiansø bis zur Aufgabe der Festung.


1801–1814: Napoleonische Kriege

Christiansø erlangte erneut militärische Bedeutung im Zuge der Napoleonischen Kriege, als Dänemark und England gegeneinander Krieg führten.Für die Festung wurde dies zur dramatischsten Zeit überhaupt – mit Freibeutern, Artilleriebeschuss und Meuterei.

Im Krieg Dänemarks gegen England 1807–14 verdoppelte sich die Einwohnerzahl Christiansøs durch Soldaten, die als Verstärkung auf die Inseln geschickt wurden.

Die Inseln wurden zu einer der wichtigsten Militärbasen für die Freibeuter und Kaperer, die im Auftrag der dänischen Krone englische und schwedische Handelsschiffe in der Ostsee aufbrachten.

Im Jahr 1808 war die Festung Ziel eines der massivsten Angriffe der Engländer während des gesamten Kriegs. Der geplante Angriff scheiterte jedoch – und die Engländer mussten unverrichteter Dinge nach Hause segeln.

Im Jahr 1809 zettelten 200 Marinesoldaten eine Meuterei an. Sie stachen den Kommandanten nieder, nahmen die Offiziere gefangen und übernahmen die Kontrolle über die Festung.Das Drama endete damit, dass die Aufrührer nach Schweden flohen.


1815–56: Aufgabe der Festung

Im Jahr 1826 wurde der prominenteste Gefangene nach Christiansø verbannt, der Theologe und Philosoph Jacob Jacobsen Dampe. Während einer schlimmen Epidemie diente Frederiksø zwei Jahre lang als Quarantänestation.Doch 1856 wurde die Festung aufgegeben.

Im Jahr 1826 wurde der lebenslänglich Inhaftierte Dr. Jacob Jacobsen Dampe nach Christiansø verbannt.

Er war verurteilt worden, weil er versucht hatte, den dänischen König gewaltsam zu stürzen.

In seinen 15 Jahren auf der Inselgruppe versuchte Dampe mehrfach vergeblich zu fliehen.

Doch entwickelte er ein gutes Verhältnis zu einigen Bewohnern der Festung.

1831 wurde Frederiksø zur Quarantänestation, weil in Russland die asiatische Cholera grassierte.

Die Brücke zwischen den beiden Inseln wurde abgerissen, und Frederiksø wurde zum Sperrbezirk für alle außer den Schiffen, die vor der Weiterreise durch dänische Gewässer desinfiziert werden mussten.

Der Festungsbau auf den Inseln wurde fortgesetzt.

Doch die Entwicklung hatte die Bauweise der Befestigungen überholt, und die Steinmauern von Christiansø konnten den modernen Kanonen und Geschützen nicht standhalten.Deshalb wurde die Festung 1856 aufgegeben.


1856–2013: Fischerdorf und Künstlerkolonie

Im 20. Jahrhundert machten Fischer den Kern der Gemeinde auf Christiansø aus. Doch auch Künstler siedelten sich an. Während des ZweitenWeltkriegs diente die Insel dänischen Widerstandskämpfern als Versorgungslinie.

Durch die Aufgabe der Festung entstand eine Welle der Arbeitslosigkeit auf Christiansø, und die Regierung befürchtete, die Insel könnte sich zu einer „Armenkolonie“ entwickeln.

Die vielen arbeitslosen Familien wurden daher aufgefordert, von den Inseln wegzuziehen. Als die Regierung jedoch ein paar Jahre später feststellte, dass die Inselbewohner sich mit der Fischerei selbst versorgen konnten, durften viele Familien zurückkehren.

Anfang des 20. Jahrhunderts öffneten viele Künstler ihre Augen für die Natur, das Licht und die Farben auf Christiansø. Doch auch die alten Festungsanlagen mit ihren grauen Oberflächen und schnurgeraden Linien wurden einem viel geliebten Motiv für Künstler wie Edward Weie, Carl Isakson, Harald Giersing, Axel Salto, Aage Gitz-Johansen und viele andere.

Im Jahr 1922 wurden die Gebäude von Christiansø unter Denkmalschutz gestellt. Später wurden auch die Tiere und Pflanzen der Inseln unter Naturschutz gestellt. Während des Zweiten Weltkriegs waren von 1940–45 auf Christiansø zwei deutsche Soldaten stationiert. In dieser Zeit beteiligten sich mehrere Fischer von der Insel an der Rettung von Juden über Meers nach Schweden und schmuggelten Waffen für den dänischen Widerstand – was die beiden deutschen Besatzungssoldaten jedoch nie bemerkten.

2013 verließ der letzte hauptberufliche Fischer Christiansø.